Altenburger Schloss
Wer die Autobahn A5 zwischen Frankfurt und Kassel befährt, wird zwischen den Abfahrten Alsfeld-West und Alsfeld-Ost in südlicher Richtung das auf einer Bergkuppe befindliche Altenburger Schloss entdecken. Dieses Schloss befindet sich im Familienbesitz der Freiherrn von Riedesel zu Eisenbach und Altenburg. Das Herrenhaus, sowie auch das Verwalterhaus dienen zu Wohnzwecken. Die übrigen Gebäude und Flächen werden von der Freien Lebensstudiengemeinschaft Melchiorsgrund verwaltet und bewirtschaftet. Im Besonderen sind das der kleine Schlosshof links des Haupteingangs mit Freilichtbühne, dem Schlosscafé als Veranstaltungsraum zu dem gegebenenfalls der gesamte Kellerbereich mit einbezogen werden kann, sowie Tagungs- und Seminarräumen im Obergeschoss. Dieses romantische Ensemble kann insgesamt, oder auch teilweise für verschiedene Veranstaltungen, wie Partys, Geburtstags- und Betriebsfeiern und sonstige Veranstaltungen gemietet werden. So hat beispielsweise der Altenburger Weihnachtsmarkt eine große Zustimmung gefunden, der das erste Mal innerhalb der Schlossmauern von der örtlichen Vereinen durchgeführt wurde. Das Christgeburtsspiel wird bereits seit ca. 10 Jahren an den Weihnachtsfeiertagen von der Theaterwerkstatt Melchiorsgrund innerhalb des gesamten Schlossbereiches aufgeführt und zieht zu jeder Aufführung hunderte von Besuchern an.
Entstehung der Burg
Im Schnittpunkt der drei damals vorhandenen Straßen (siehe Geschichte Altenburgs) entstand in merowingischfränkischer Zeit eine starke Straßenfestung. Die große Rechteckform des Riedeselschen Gutshofes, die stark von dem üblichen Grundriss mittelalterlicher Ritterburgen abweicht, lässt den Schluss zu, dass hier einmal eine Doppelcurtis, hervorgegangen aus der Form der römischen Kastelle, gestanden hat. Aber hier sind wir nur auf Vermutungen angewiesen, die durch Urkunden nicht zu belegen sind. Erst der Spaten könnte Aufklärung schaffen.
Die Herren von Altenburg
Sobald die Burg Altenburg ins Licht der Geschichte tritt, finden wir dort ein wehrhaftes Rittergeschlecht. Die Herren von "Aldinburg" waren Lehensleute des Klosters Fulda. Im Jahre 1193 wird ein "Sifridus von Aldinburg" im Zusammenhang mit dem Abt von Fulda erstmalig erwähnt. Es war ein weit verbreitetes Rittergeschlecht, das mindestens in zwei Stämmen auf der Altenburg saß, der eine im "Oberen Hof", der andere im "Unteren Hof".
Verkauf der Burg
Der gesteigerte Geldbedarf, der nach den Kreuzzügen einsetzte, muss die Nachkommen in finanzielle Bedrängnis gebracht haben. Im Jahre 1300 verkaufte Reinhard von Aldinburg seine Burg mit allem, was dazu gehörte, dem Landgrafen Heinrich 1. von Hessen. Als Gegenleistung bezahlte der Landgraf Reinhards Schulden und übergab dessen Tochter eine Aussteuer. Im Zusammenhang mit den Lehensrechten des Klosters Fulda mag eine im Jahre 1314 entstandene Fehde des Abtes von Fulda mit dem Landgrafen Otto stehen, bei der die Altenburg erobert und zerstört wurde. Sie scheint aber bald wieder aufgebaut worden zu sein, denn 1319 schlossen Landgraf Otto und der Abt auf der Altenburg einen Vertrag.
Die Burglehen
Zum Schutze der Burg setzte der Landgraf adlige Herren als "Burgmänner" ein. Sie hatten die Verpflichtung, in kriegerischen Verwicklungen die Burg mit ihren Leuten zu verteidigen. Meist wohnten sie gar nicht auf der Burg, sondern gaben ihre "Burglehen" an andere weiter oder verpfändeten sie. Im Salbuch von 1574 finden wir drei Burglehen; sie waren in der Hand von Christoph von Liederbach, Stam Rotzmann und der Junker von Lehrbach. Ein viertes war mit dem Sitz auf der eigentlichen Burg verbunden. Dieses Lehen besaßen die Riedesel von Eisenbach. hatten es aber an Christoph von Liederbach verpfändet. Fast 200 Jahre saß das Geschlecht derer von Liederbach auf der Altenburg. 1605 starb es aus. Nachfolger im Burgsess wurden die Schetzel von Merzhausen. ebenfalls ein altes hessisches Adelsgeschlecht. Der erste Lehensträger dieser Familie war Wilhelm Schetzel von Merzhausen, als Oberforstmeister der erste Verwaltungsbeamte im Amt Alsfeld. Schetzel hat sich in den Notzeiten des Dreißigjährigen Krieges als aufrechter und tapferer Mann bewährt. Er starb 1637. Sein Geschlecht saß auch nur 50 Jahre auf der Altenburg. Es starb mit seinem Sohne Wilhelm aus. Dieser setzte als Erben seine drei Schwestern ein, von denen eine mit einem Riedesel verheiratet war.
Die Riedesel erwerben die Burg
Nun bot sich dem Freiherrn Hermann XVI. Riedesel die Gelegenheit, abseits der Riedeselschen Erblanden einen Ansitz für die sogenannte Altenburgische Linie seines Geschlechtes zu schaffen. Er kaufte 1681 den beiden anderen Lehensträgern ihre Anteile ab - das Geld hierfür erhielt er aus dem Verkauf seines Gutes Rudlos - und siedelte auf die Altenburg über. Er fand schon sehr bald, im Jahre 1690, im Kampf am Oberrhein den Tod. Die Nachfolger wohnten nicht dauernd auf der Altenburg. Sie waren als Offiziere und Diplomaten in hohen Staatsämtern tätig und verbrachten nur verhältnismäßig kurze Zeiten auf ihrem Schloss. Mühle und Güter waren verpachtet.
Um- und Neubau des Schlosses
Das Schloss selbst erlebte Anfang des 18. Jahrhunderts einen Um- und Neubau. Es war ja im Jahre 1647 von den Niederhessen gründlich zerstört worden, wobei diese die Mauer schleiften und den hohen Turm inwendig verbrannten. Die Wohngebäude schienen keinen großen Schaden erlitten zu haben. denn sie blieben dauernd bewohnt. Die Riedesel bauten wohl den Nordflügel und den sog. Kirchenflügel im Stile des Barock neu auf, während der südliche Flügel in seinen Grundmauern und Außenmauern noch aus dem Mittelalter zu stammen scheint. Der darunter liegende Keller weist spätgotische Pfeiler und Gewölbe auf. Einst war dieser Keller tiefer. Er scheint wohl mit Ruinenschutt aufgefüllt zu sein. Um das Jahr 1833 stürzte der letzte Rest der mittelalterlichen Burg. der mächtige Bergfried, ein und begrub den Schafstall unter seinen Trümmern. Noch sind im Stall Reste der dicken Mauern dieses Turmes zu sehen. Auch an den Außenwänden der Stallungen erkennt man noch Reste der alten Burgmauer. So starren auf der "Burg Altenburg" nicht wie in anderen Burgen tote Ruinen zum Himmel, von Glanz und Herrlichkeit vergangenen Rittertums kündend. Der reale Sinn der Freiherrn Riedesel zu Eisenbach hat auf den Trümmern weitergebaut und neues Leben daraus erblühen lassen.
Die Burgkapelle
Mitten im Hofe des Schlossgutes zu Altenburg erhebt sich die heutige Kirche. An der gleichen Stelle stand einst die alte Burgkapelle. Sie wurde schon sehr früh erbaut und war der heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Krieger, geweiht. Der erste Kaplan, der in einer Urkunde von 1355 erwähnt wird, war der bedeutende Alsfelder Pfarrer Stephan oder Stebin. Er wird nur ausnahmsweise den Gottesdienst auf der Altenburg versehen haben. Er schickte seine Kapläne und begnügte sich mit der Einnahme der verhältnismäßig hohen Einkünfte aus der Kapelle. Seit 1429 übten die Riedesel als Nachfolger der Herren von Eisenbach das Patronatsrecht über die Barbarakapelle aus. Nach der Reformation verfiel die Besoldung des Burgkaplans. Der damalige Burgherr, Johann von Liederbach, scheint die Güter eingezogen zu haben. So stand die alte Burgkapelle verwaist. Die Bewohner des Dorfes und der Burg besuchten die Gottesdienste in Alsfeld. Der bauliche Zustand der Kapelle war sehr schlecht. Die Herren von Liederbach machten einen Pferdestall daraus. Als der Oberforstmeister Christoph von Liederbach älter geworden war, wurde ihm der Weg zur Alsfelder Kirche zu beschwerlich. Er ließ die Kapelle neu herrichten, gab die Güter des Barbaraaltars heraus und schuf damit eine Pfarrstelle. Der erste Inhaber war der Alsfelder Organist und Diakon Kurt Möller. Ihm folgte eine ganze Reihe von Alsfelder Diakonen, die gleichzeitig das Altenburger Pfarramt inne hatten. Mittlerweile muss aber die Kapelle ganz zerfallen sein, denn als 1664 die Dreifaltigkeitskirche zu Alsfeld neu geweiht wurde. stiftete der damalige Burgherr, Amtmann Wilhelm Schetzel eine Glocke und erhielt zum Dank einen Kirchenstuhl. Wir haben zwar keine genauen Nachrichten über den Untergang der Kapelle, aber es ist anzunehmen. dass sie bei der Erstürmung der Altenburg durch die Niederhessen im Jahre 1647 zerstört wurde. Als 1681 die Riedesel auf der Altenburg einen neuen Familiensitz schufen, war zunächst an einen Kirchenbau nicht zu denken. Die früh verwitwete Freifrau hatte andere Sorgen. Erst ihr Sohn, General Hermann XX. Riedesel Freiherr zu Eisenbach, ein hochgebildeter und weitgereister Mann, begann im Jahre 1748 den Neubau. Er erbaute sogar im Dorfe ein Pfarrhaus, das heutige Waterfeldsche Haus. Als erster Geistlicher zog hier Pfarrer Johann Struve ein. Der Freiherr hatte in seinem Testament neben Zuwendungen an seine Bediensteten Stiftungen für die Armen des Dorfes, Stipendien für begabte Schüler, auch eine erhebliche Stiftung zur Unterhaltung von Kirche und Pfarramt gemacht.